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Abgelehnte Gnade - Der Partnerschaftsbund am Sinai

Um Gnade zu verstehen, muss man sich auch mit dem „Gesetz“ auseinandersetzen. Offensichtlich haben Gnade und Gesetz eine Beziehung zu einander. Eine Beziehung, die Johannes so ausdrückt: Joh 1,17 - „Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ Das Gesetz wurde auf dem Berg Sinai gegeben. Es das Kernstück des Bundes mit dem Volk Israel.

 

Da Gesetz und Gnade einander nicht entsprechen, ist die Frage, wie und warum dieser Bund so zustande kam, denn dieser Bund war nicht, wie die anderen, ein Gnadenbund.

Nun, Abraham wurde ja gesagt, dass seine Nachkommenschaft 400 Jahre in Knechtschaft leben würden, bevor Gott sie ins verheißene Land führt. Und genauso war es auch. Als Gott sich Mose aus dem Volk Israel berief, lebte das Volk 400 Jahre lang in ägyptischer Knechtschaft. Das sind nach damaligen Verhältnissen vielleicht 10 Generationen. Zeit genug also, um Gott aus den Augen zu verlieren. 10 Generationen, wo sie von Gott nichts hörten und nichts sahen.

Die Ursprungsgeschichten wurden zwar weiter überliefert, aber der Glaube war bei den meisten praktisch gar nicht mehr vorhanden. Stattdessen erlebten sie Leid, Tod und Ungerechtigkeit, durch den einzigen Gott, den sie kannten, den Pharao von Ägypten.

 

Doch Gott löste sein Versprechen an Abraham ein. Er holte sie aus Ägypten und wollte sie zum Segen für alle Nationen machen. Wie sah denn Sein Plan aus? 2.Mose 19,1-8 - Im dritten Monat nach dem Auszug der Söhne Israel aus dem Land Ägypten, an eben diesem Tag kamen sie in die Wüste Sinai. Sie brachen auf von Refidim und kamen in die Wüste Sinai und lagerten sich in der Wüste; und Israel lagerte sich dort dem Berg gegenüber. Mose aber stieg hinauf zu Gott. Und der HERR rief ihm vom Berg aus zu: So sollst du zum Haus Jakob sagen und den Söhnen Israel mitteilen: Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan und ‹wie› ich euch auf Adlerflügeln getragen und euch zu mir gebracht habe. Und nun, wenn ihr willig auf meine Stimme hören und meinen Bund bewahren werdet, dann sollt ihr aus allen Völkern mein Eigentum sein; denn mir gehört die ganze Erde.Welcher Bund ist hier gemeint, der bewahrt werden soll? Da Gott ja bisher nur einen Bund, und zwar den mit Abraham, geschlossen hatte und ein weiterer bisher nicht angekündigt war, kann es sich nur auf diesen Gnadenbund beziehen. Zu diesem Bund mit Israel durch Abraham steht Gott bis heute. Hier steht jetzt weiter: Ihr sollt aus allen Völkern mein Eigentum sein. Welche Völker? Nun, Abraham wurde verheißen, dass viele Nationen und Könige von ihm ausgehen würden. Die Segenslinie zu den Nationen sollte aber nur durch Isaak und damit durch Israel laufen.

 

Sie sollten den Bund bewahren. Vom Hebräischen her heißt das, sie sollten daran festhalten, nicht loslassen, darauf immer vertrauen, dass sich Gott an das, was Er Abraham in diesem Gnadenbund zugesichert hat, auf ewig halten wird. Und wir erinnern uns, dass dieser Bund gekennzeichnet war durch Beziehung, Vertrauen, Freundschaft und der einseitigen Zusage Gottes, mit dem Bundeszeichen der Beschneidung. Daran sollten sie also festhalten. Bei dem Bund mit Mose gab später ganz andere Bedingungen.

 

Gott spricht weiter: 2.Mose 19,6-8 - Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein. Das sind die Worte, die du zu den Söhnen Israel reden sollst. Darauf ging Mose hin, rief die Ältesten des Volkes ‹zusammen› und legte ihnen all diese Worte vor, die ihm der HERR geboten hatte. Da antwortete das ganze Volk gemeinsam und sagte: Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun.

Ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sollen sie sein und zwar das ganze Volk, vom Kleinsten bis zum Größten. Das war der Plan und das Volk sagte Ja. Das Volk Israel sollte sich dadurch von allen anderen Völkern abheben, dass es eben keine Klassen- und Standesunterschiede gab, keine besondere Priesterkaste, die den anderen die Beziehung zu Gott ermöglichte. Keine Priester, die als Mittler zwischen Gott und Menschen fungierten. Jeder sollte Zugang haben, jeder Gottes Stimme hören, jeder Beziehung pflegen, genauso, wie es bei Abraham selbst war. Erinnert ihr euch, wie Gott Abraham sagte: Kann ich Abraham verschweigen, was ich tun will? Nun, wir wissen, dass es dazu nicht kam, aber das war der Plan für Groß und Klein, Alt und Jung. Später spricht Gott in den Propheten (Jer 31,34) das nochmal an und sagte, dass er diese Absicht trotzdem noch umsetzten würde, aber es hätte hier am Sinai schon sein sollen.

Im Moment war es noch Mose, der mit Gott auf dem Berg sprach und quasi als Bote die Worte Gottes dem Volk übermittelte. Niemand vom Volk hatte Gott je gehört, mit keinem hatte Er gesprochen. Doch das sollte sich jetzt ändern. Das Volk sollte sich jetzt 3 Tage auf die Begegnung mit Gott vorbereiten. Und Gott sagte Mose: 2.Mose 19,9 - Siehe, ich werde im Dunkel des Gewölks zu dir kommen, damit es das Volk hört, wenn ich mit dir rede, und auch dir ewig glaubt. Und Mose teilte dem HERRN die Worte des Volkes mit. Gott wollte, dass das Volk selber seine Stimme hört. Damit wollte er Mose Glaubwürdigkeit verleihen und auch das gesamte Volk in diese persönliche Beziehung mit einladen. Sie alle sollten ein Königreich von Priestern sein und ihn kennen, vom Größten bis zum Kleinsten.

Doch noch sollten sie nicht auf den Berg hinauf gehen, denn Gott musste erst sehen, ob sie ihr Wort halten und wirklich dazu bereit waren. Sie sollten sich am Berg sammeln und eine Grenze sollte gezogen werden, damit sie nicht auf den Berg steigen und getötet werden. 2.Mose 19,13 - Keine Hand darf ihn berühren, denn <sonst> muss er gesteinigt oder erschossen werden; ob Tier oder Mensch, er darf nicht am Leben bleiben. <Erst> wenn das Widderhorn anhaltend ertönt, sollen sie zum Berg hinaufsteigen. Der Plan war, Gott selber zu hören und zu Gott zu kommen! Der Tag kam, Gott kam, das Volk kam.

2.Mose 19,17-20 - Mose aber führte das Volk aus dem Lager hinaus, Gott entgegen, und sie stellten sich am Fuß des Berges auf. Und der ganze Berg Sinai rauchte, weil der HERR im Feuer auf ihn herabkam. Und sein Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg erbebte heftig. Und der Hörnerschall wurde immer stärker. Mose redete, und Gott antwortete ihm mit einer ‹lauten› Stimme. Und der HERR stieg auf den Berg Sinai herab, auf den Gipfel des Berges, und der HERR rief Mose auf den Gipfel des Berges, und Mose stieg hinauf. Das Volk hörte jetzt zum ersten mal Gott selbst und es bekam ein Gefühl dafür, wie mächtig und wie heilig er ist. Sie sahen aber auch, dass es möglich ist, sich in die Gegenwart Gottes zu bewegen, wenn Gott dazu einlädt. Erinnern wir uns noch einmal daran, was der Plan war: Ihr als Volk sollt mir ein Königreich von Priestern sein.“ Was jetzt kommt ist interessant. Wenn Gott mit Mose spricht, lesen wir ausnahmslos die Formulierung: „Und der HERR sprach mit oder zu Mose…“ Mose ist jetzt auf dem Berg, der Rest des Volkes steht unten und wir lesen in 2.Mose 20,1 - Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Nicht mehr speziell zu Mose sondern zu allen. Jetzt folgen bis V.17 die 10 Lebensanweisungen für Israel, (die wir auch die 10 Gebote nennen). Mose auf dem Berg und das ganze Volk am Fuße des Berges hörten die 10 Worte.

In 5.Mo.5 versammelt Mose das Volk nochmal und erinnerte sie an diese Begebenheit. Er zitiert die 10 Gebote und dann lesen wir: 5.Mose 5,22-27 - Diese Worte redete der HERR auf dem Berg zu eurer ganzen Versammlung mitten aus dem Feuer, dem Gewölk und dem Dunkel mit gewaltiger Stimme und fügte nichts hinzu. (Folgendes macht Gott erst 40 Tage später: Und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln und gab sie mir.) Und es geschah, als ihr die Stimme mitten aus der Finsternis hörtet, während der Berg im Feuer brannte, da tratet ihr zu mir heran, alle Oberhäupter eurer Stämme und eure Ältesten, und sagtet: Siehe, der HERR, unser Gott, hat uns seine Herrlichkeit und seine Größe sehen lassen, und wir haben seine Stimme mitten aus dem Feuer gehört. An diesem Tag haben wir gesehen, dass Gott mit dem Menschen reden kann und der am Leben bleibt. Das haben sie also erkannt. Und nun kommt das Unfassbare: Und nun, wozu sollen wir sterben? Denn dieses große Feuer wird uns verzehren. Wenn wir die Stimme des HERRN, unseres Gottes, noch weiter hören, dann werden wir sterben. Denn wer ist unter allen Sterblichen, der die Stimme des lebendigen Gottes mitten aus dem Feuer hätte reden hören wie wir und wäre am Leben geblieben? Hier wussten sie selber nicht mehr, was sie sagten. Und dann kommt: Tritt du hinzu und höre alles, was der HERR, unser Gott, sagen wird. Und du, du sollst alles zu uns reden, was der HERR, unser Gott, zu dir reden wird, und wir wollen es hören und tun. Sie wollten es nicht, und Gott musste den Plan ändern.

 

Es gab einen Moment in all diesen Geschehnissen, wo sie sich Gott hätten nahen können und alle in eine persönliche Beziehung mit Gott hätten eintreten können. Das Volk aber bekam bei der Stimme Gottes Angst und achtete nur auf die äußeren Begleiterscheinungen: 2.Mose 20,18-19 - Und das ganze Volk nahm den Donner wahr, die Flammen, den Hörnerschall und den rauchenden Berg. Als nun das Volk ‹das› wahrnahm, zitterten sie, blieben von ferne stehen und sagten zu Mose: Rede du mit uns, dann wollen wir hören! Aber Gott soll nicht mit uns reden, damit wir nicht sterben. Was sollten sie beim anhaltenden Hörnerschall eigentlich tun? Sie sollten auf den Berg kommen, in Gottes Nähe. Das Volk sagte aber hier, dass es diese Beziehung zu Gott so nicht wollte. Sie wollten einen Mittler, sie wollten nicht, dass Gott persönlich mit ihnen sprach. Sie wollten kein Königreich von Priestern sein. Damit durchkreuzten sie Gottes Plan und Absicht an dieser Stelle.

Und dann fällt folgendes auf: 2.Mose 20,21-22 - So blieb denn das Volk von ferne stehen. Mose aber näherte sich dem Dunkel, wo Gott war. Da sprach der HERR zu Mose: So sollst du zu den Söhnen Israel sprechen: Ihr habt selbst gesehen, daß ich vom Himmel her mit euch geredet habe: Ihr sollt neben mir keine Götter aus Silber machen, auch Götter aus Gold sollt ihr euch nicht machen. Hier sieht man ganz klar, dass sie die 10 Gebote selber gehört hatten. Weil sie von Ferne stehen blieben, nicht zu Ihm kamen, ging ihr Wunsch in Erfüllung und wir lesen ab jetzt nur noch, wie vorher: Da sprach der HERR zu Mose. Der Plan, aus dem ganzen Volk ein Königreich von Priestern zu machen, musste warten, bis ins Neue Testament hinein.

 

Zwischen 2.Mo.20,19 (Gott erscheint auf dem Berg und redet zu ihnen) und V.21 (das Volk blieb von Ferne stehen und wollte nicht, dass Gott mit ihnen redet) befindet sich V.20 und hier muss etwas passiert sein, was an dieser Stelle nur grob angedeutet wird. 2.Mose 20,20 - Da sagte Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht! Denn ‹nur› um euch zu prüfen, ist Gott gekommen, und damit die Furcht vor ihm euch vor Augen sei, damit ihr nicht sündigt. Mose sagte also: Habt Ehrfurcht ja, habt Respekt, aber habt keine Angst vor seiner Gegenwart. Denn auch ihr seid eingeladen, vor Ihn zu treten, ihr werdet nicht sterben, sondern leben. Und das hatten sie ja auch erkannt, wie wir bereits lasen. Genau an dieser Stelle muss Gott das Volk durch Mose eingeladen haben zu ihm zu kommen, nachdem sie seine Stimme hörten und seine überwältigende und furchteinflößende Gegenwart sahen.

 

In dem uns bereits bekannten Kapitel in 5.Mo.5 lesen wir in V.2-6 - Der HERR, unser Gott, hat am Horeb einen Bund mit uns geschlossen. Nicht mit unsern Vätern hat der HERR diesen Bund geschlossen (also nicht mit Abraham, der Mose-Bund hat mit dem Abraham-Bund nichts zu tun und beeinflusst ihn auch nicht), sondern mit uns, die wir heute hier alle am Leben sind (also auch nicht mit dir und mir). Von Angesicht zu Angesicht hat der HERR auf dem Berg mitten aus dem Feuer mit euch geredet (sie hörten die Stimme Gottes) - ich stand zwischen dem HERRN und euch zu jener Zeit, um euch das Wort des HERRN zu verkünden (dieser Satz bezieht sich auf die Zeit danach); denn ihr fürchtetet euch vor dem Feuer und stieget nicht auf den Berg -, indem er sprach: Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus herausgeführt habe... Da hätten sie kommen sollen! In diesem Moment gab es anscheinend eine Einladung an das Volk, doch auf den Berg zu kommen und Gott entgegen zu gehen. Eine Einladung zur persönlichen Beziehung, eine Einladung, dass jeder, ohne menschlichen Mittler direkt vor Gott treten kann. Eine Einladung der Gnade zur Gnade. Aber sie wollten nicht, und Mose stand wieder zwischen ihnen und Gott. Sie bekamen, was sie wollten, aber es war nicht das, was Gott wollte. Sie bekamen das Gesetz, ein Fluch, der unter die Sünde verdammte und von dem Jesus die Menschen (speziell Israel) dann befreite. Durch das Gesetz bekamen sie einen Priesterdienst mit menschlichen Mittlern, einem Stamm, die Leviten, anstatt selber vor Gott zu stehen. Sie bekamen einen blutigen Opferdienst. Sie bekamen verschiedene Rechtsbestimmungen und Gebote. Anstatt, dass das königliche Priestertum des ganzen Volkes bestätigt wurde, wird ein weiterer Bund mit dem Volk geschlossen. Es ist aber kein Gnadenbund sondern ein Partnerschaftsbund, wo jeder seine Rechten und Pflichten hat, ein Bund, der aus Regeln, Konsequenzen und Strafen bei Nichteinhaltung besteht, wie es 5 Mose uns dann in der Regelung von Segen und Fluch gezeigt wird.

In 2 Mo.24 werden die 10 Lebensregeln des lebendigen Wortes Gottes, die vorher mündlich dem Volk gegeben wurden, jetzt von Gott als 10 Gebote in Stein gemeißelt. Vor diesem Bund am Sinai starb niemand während der Wüstenwanderung, trotz Murren und Ungehorsam. Danach starben eine Menge, denn durch das Gesetz lebte die Sünde auf und die Übertretung bringt den Tod erklärt Paulus.

Gott wollte Beziehung aus Gnade, Gott wollte Freundschaft aus Gnade, Gott wollte Freiheit und Freiwilligkeit aus Gnade. Israel aber wählte den Gesetzesbund. Was für ein Drama. In Jesus bietet Gott uns Heute das alles wieder an, Jesus hat bezahlt und das Gesetz für den Menschen erfüllt. Paulus sagt: Es gibt keine Verdammnis mehr für die, die in Christus Jesus sind. Er hat uns frei gemacht vom Fluch des Gesetzes. Das Gesetz kam durch Mose, die Gnade aber ist durch Jesus Christus geworden.

Das Gesetz Mose, auch wenn es so nicht hätte sein müssen, war deswegen trotzdem gut, es war heilig und gerecht. Es entsprach Gottes Heiligkeit und seinem Anspruch, aber es entsprach nicht seiner Absicht. Fast 1600 Jahre lebte Israel unter dieser Entscheidung am Sinai mit dem Gesetz, bis Jesus es für alle erfüllte und damit einen Neuen Gnadenbund einleitete. Eph 2,8-9 - Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.

 

 

Wir sehen an dieser Geschichte, dass Gott von Anfang an ein Gott der Gnade war, Gnade anbot, zur Gnade einlud, aber der Mensch, in dem Fall das Volk Israel, diese Gnade ausschlug. Die Alternative war das Gesetz. In Jesus macht Gott das Angebot der Gnade erneut; diesmal nicht nur dem Volk Israel, sondern allen Menschen. Es liegt an uns, diese Einladung anzunehmen.

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