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Nebukadnezars Standbild und die fünf Reiche

Der babylonische König Nebukadnezar hatte in seinem 2. Regierungsjahr (603 v.Chr) einen Traum. Der Traum beschreibt ein Standbild in Dan.2,31-36 und wird in Dan.2,36-45 gedeutet.

 

Folgendes ist der Traum:Dan 2,31-35 - Du, o König, schautest: Und siehe, ein großes Bild! Dieses Bild war gewaltig und sein Glanz außergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Aussehen war furchtbar. Dieses Bild, sein Haupt war aus feinem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Lenden aus Bronze, seine Schenkel aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton. Du schautest, bis ein Stein losbrach, <und zwar> nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füßen aus Eisen und Ton traf und sie zermalmte. Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie Spreu aus den Sommertennen; und der Wind führte sie fort, und es war keinerlei Spur mehr von ihnen zu finden. Und der Stein, der das Bild zerschlagen hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.

 

Nachdem Gott Daniel in einer Nacht den Traum des Königs zeigte, offenbarte Gott Daniel auch die Bedeutung des Traumes, die er dann an König Nebukadnezar weitergab. Im Großen und Ganzen beschreibt der Traum 5 aufeinanderfolgende Weltreiche. Folgendes gibt Daniel als Deutung weiter:

Dan 2,37-45 - Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels die Königsherrschaft, die Macht und die Stärke und die Ehre gegeben hat – und überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er <sie> in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt –, du bist das Haupt aus Gold. Und nach dir wird ein anderes Königreich erstehen, geringer als du, und ein anderes, drittes Königreich, aus Bronze, das über die ganze Erde herrschen wird. Und ein viertes Königreich wird stark sein wie Eisen, deshalb weil das Eisen alles zermalmt und zerschmettert; wie das Eisen, das <alles> zertrümmert, wird es all jene zermalmen und zertrümmern. Und daß du die Füße und die Zehen teils aus Töpferton und teils aus Eisen gesehen hast: <das> wird ein geteiltes Königreich sein; aber von der Festigkeit des Eisens wird <etwas> in ihm sein, weil du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast. Und die Zehen der Füße, teils aus Eisen und teils aus Ton: zum Teil wird das Königreich stark sein, und zum Teil wird es zerbrechlich sein. Daß du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast: sie werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften, so wie sich Eisen mit Ton nicht mischen läßt. Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird. Und das Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen: wie du gesehen hast, daß von dem Berg ein Stein losbrach, <und zwar> nicht durch Hände, und das Eisen, die Bronze, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte. Ein großer Gott läßt den König wissen, was nach diesem geschehen wird; und der Traum ist zuverlässig und seine Deutung zutreffend.

 

Diese Weltreiche in seiner geschichtlichen Reihenfolge sind:

  1. das Babylonische Weltreich

  2. das Medopersische Weltreich

  3. das Griechische Weltreich

  4. das Römische Weltreich

  5. das zukünftige Reich Gottes

 

Babylonien ist das erste Reich, welches hir erwähnt wird. Die Vision Nebukadnezars beginnt also in der Gegenwart. Nebukadnezar selbst verkörperte das Haupt von Gold. Gleichzeitig wird aber auch gesagt, dass sein Reich irgendwann ein Ende haben wird.

 

Das Reich der Meder und Perser bildete ein Doppelreich. Darauf weisen die beiden silbernen Arme des Standbildes hin. 539 v.Chr. wurde Babylon durch die Meder und Perser eingenommen. Dieses neue Reich erlangte allerdings nie den Glanz des babylonischen Reiches.

 

Das dritte Weltreich, welches über die ganze Erde (die damals bekannte Welt) herrschen wird ist die griechische Weltmacht. 334-331 v.Chr. zerschmetterte Alexander der Große die medopersische Herrschaft unter Darius III, und dehnte sein Reich in phänomenaler Weise aus. Die Wertabnahme (Erz od. Bronze) bestand darin, dass Alexander bereits 10 Jahre später sehr jung starb und sein Riesenreich in mehrere Teile zersplittert wurde.

 

Das Römische Reich ist das 4.Weltreich, dass hier erwähnt ist. Während das Griechische Reich immer mehr zerfiel, dehnte sich die römische Macht unaufhaltsam aus. Eisen symbolisiert die Härte dieser Weltmacht. Um 395 n.Chr. wurde diese Macht jedoch in zwei Teile gespalten (Ost- und Weströmisches Reich). Darauf weisen die beiden Schenkel hin. Der zerbrechliche Bestandteil Ton ist ein Hinweis auf die barbarischen Horden, die Ende des 4. Jhdts. von Norden und Osten in das römische Territorium eindrangen. Sie schwächten das Weltreich und bildeten getrennte Königreiche innerhalb des römischen Gebietes (ein geteiltes Königreich). Es kam zu einer Vermischung mit diesen Völkerstämmen, die aber den Zusammenhalt nicht sichern konnten (V.43). Das Weströmische Reich ging dann um 476 n.Chr unter.

 

Die Auslegung der ersten 4 Reiche ist eigentlich bei so gut wie allen Bibelauslegern anerkannt. Die Geschichte lässt hier eigentlich auch so gut wie keinen Zweifel.

 

V.44 zeigt uns den Anbruch des zukünftigen Reiches Gottes. Es wird aufgerichtet zur Zeit des 4. Weltreichs, des Römischen Reiches und seiner Könige. Es ist das Königreich Gottes, das mit dem Kommen des Messias anbricht. Mit ihm erfüllen sich auch andere Prophetien, wie zum Beispiel aus Jes 9,5-6 - Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens. Die Mehrung der Herrschaft und der Friede wird kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun.

Die Juden warteten auf dieses Reich Gottes, sie warteten auf den Messias, der sich auf den Thron Davids setzen und die Erde für immer regieren würde. Und hier bei Daniel wird vorausgesagt, wann dieses Reich Gottes kommt und anbricht. Es würde kommen (und damit auch der Messias), während der Zeit des vierten Weltreiches, also des Römischen Reiches.

Mit dem Erscheinen des Messias ist der Untergang des Römischen Reiches beschlossen und das Reich Gottes würde sich immer weiter ausbreiten. Aber nicht nur das, es würde auch generell das Ende der menschlichen Weltreiche bedeuten. Das war das, was die Juden, auch zur Zeit Jesu glaubten. Das erklärt auch die unwahrscheinlich große Messiaserwartung, die uns in den Evangelien begegnet. Als Jesus dann auftrat und sagte: „Das Reich Gottes ist jetzt gekommen“ und als er anfing die Zeichen und Wunder zu tun, die das Kommen des Messias begleiten sollten, da traf er genau den Nerv der Zeit.

 

Doch noch einmal zurück zu Dan.2 und dem Reich Gottes. „Du schautest, bis ein Stein losbrach, <und zwar> nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füßen aus Eisen und Ton traf und sie zermalmte. Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie Spreu aus den Sommertennen; und der Wind führte sie fort, und es war keinerlei Spur mehr von ihnen zu finden. Und der Stein, der das Bild zerschlagen hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.“ … „Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird. Und das Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen: wie du gesehen hast, daß von dem Berg ein Stein losbrach, <und zwar> nicht durch Hände, und das Eisen, die Bronze, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte. Ein großer Gott läßt den König wissen, was nach diesem geschehen wird; und der Traum ist zuverlässig und seine Deutung zutreffend.“

 

 

Das Reich Gottes wird hier beschrieben als ein Reich, was die menschlichen Weltreiche, die an Wertigkeit immer mehr abnehmen, zerschlagen und beenden wird. Keinerlei Spur wird von ihrem Glanz zurückbleiben. Sein Reich beginnt klein, wird aber unaufhaltsam wachsen und am Ende die ganze Erde erfüllen. Es wird von keinem anderen menschlichen Reich mehr abgelöst werden, selber aber auf ewig bestehen. Wir leben heute mitten in dieser Wachstumsphase des Reiches Gottes und dürfen sehen und erleben, wie es sich immer mehr auf dieser Erde ausbreitet. Keinen Versuchen des Feindes es aufzuhalten oder zu stoppen, ist es in den letzten 2 Jahrtausenden gelungen. Es wird größer und größer und wird nicht mehr aufhören zu wachsen, bis es am Ende die ganze Erde bedeckt. So wird es hier bei Daniel beschrieben. Gleiches sagt Jesus übrigens in seinen Himmelreichsgleichnissen vom Senfkorn (Mk.4,30-32) und vom Sauerteig (Mk.4,33). Auch in diesen beiden Gleichnissen wird ein dynamischer Prozess des Wachstums beschrieben. Diesen Prozessgedanken haben viele Juden zur Zeit Jesu übersehen, die dachten, dass Jesus als Messias Israel von der römischen Besatzungsmacht befreien würde. Der krönende Abschluss dieses Wachstumsprozesses wird dann sein, wenn Jesus vom Himmel auf diese Erde zurückkehrt. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Veronica (Montag, 18 Juli 2022 12:15)

    Das ist eine gute Aufzählung, welche Reiche nun gemeint sind.
    Und zu beachten, dass Gottes Reich stetig in einem Prozess weiter wächst. Es ist von ganz anderer Art; es wächst nicht öffentlich politisch, sondern im Menschen von innen nach außen durch die Beziehung, die wir mit Gott eingehen.