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Unter Segen und Fluch

Um die Gnade Gottes im Neuen Bund zu verstehen, mussten wir erst den Weg Gottes mit den Menschen und mit Israel bis hierher verstehen. Machen wir uns jetzt auf den Weg zu diesem Neuen Bund in Jesus Christus mit den Menschen. Es sei jetzt schon vorab gesagt, dass dieser Bund sowohl mit Israel als auch mit dem Rest der Menschheit geschlossen wurde und aus beiden eins gemacht hat. Wir haben jetzt nicht mehr zwei Stränge, die parallel laufen, sondern Gott verbindet beides.

Den Juden in Galatien sagt Paulus: Gal 3,17 - Dies aber sage ich: Einen vorher von Gott bestätigten Bund (mit Abraham) macht das vierhundertdreißig Jahre später entstandene Gesetz (Bund am Sinai) nicht ungültig, so daß die Verheißung unwirksam geworden wäre.

Wir wir bereits sahen, sind diese beide Bündnisse ja sehr konträr: Gnade und Glaube auf der einen Seite – Gesetz und Werke auf der anderen Seite.

Es ist aber erstaunlich und beruhigend zu wissen, dass das Gesetz nie über dem Glauben steht. Der Glaube aufgrund einer Gnadenzuwendung Gottes ist immer stärker als jedes Gesetz. Gnade triumphiert über das Gesetz. Trotzdem, das Volk Israel den Bund am Sinai mehrfach gebrochen hat, blieb Gott dem Bund mit Abraham treu und erfüllte weiter die Verheißung an seinen Nachkommen.

Als Gott diesen „Partnerschaftsbund“ am Sinai mit Israel schloss, ging jede Partei eine bestimmte Anzahl von Verpflichtungen ein. Die erste Liste waren die Grundlagen, 10 einfache Regeln. Dann kam mehr: die Stiftshütte, die Opfervorschriften, Speisegebote, Reinheitsgebote… Israel hatte sich ja verpflichtet, alles zu tun, was ihnen von Gott auferlegt wird und sie haben dem zugestimmt. Doch wie wir sahen, scheiterten sie immer wieder, über 40 Jahre lang in der Wüste. Kurz vor dem Tod von Mose veränderte Gott die Bedingungen des Sinai-Bundes. Mose berief das ganze Volk zu sich und erinnerte sie an die ganze Zeit der Wüstenwanderung. Dabei wiederholt er nochmal die ganzen Ordnungen Gottes. Er brachte ihnen alles ins Gedächtnis, besonders der neu herangewachsenen Generation. Und jetzt geschieht etwas. Gott geht mit Israel zu einem ganz neuen Buch von Regeln über, ein Buch, was es vorher noch nicht gab: Das Buch von Segen und Fluch. Was war der Inhalt dieses neuen Buches? Mann kann es recht leicht zusammenfassen: Wenn du gehorchst, wirst du gesegnet, wenn nicht, wirst du verflucht.

Das brachte das Volk in Probleme, denn Mose würde nicht mehr da sein, um für das Volk einzutreten und zu bitten, so wie es vorher der Fall war. Niemand wird mehr da sein, der sich für das Volk ins Mittel legte. Sicher, Mose hatte Josua als seinen Nachfolger bestimmt. Aber Josua sollte sie nur ins Land Kanaan bringen und es einnehmen. Josua hatte nicht die gleiche Mittlerfunktion wie Mose. Und wir sehen am Ende des Buches Josua, dass Josua das Volk selbst entscheiden ließ. Er sagte sinngemäß: „Entscheidet ihr selber, jeder für euch wem ihr dienen und wie ihr leben wollt. Ich für mich habe mich entschieden. Ich und mein Haus werden dem HERRN dienen. Macht ihr, was ihr wollt.“ Da war jetzt niemand mehr, der sich wie Mose für das Volk ins Mittel legte und Gottes Zorn abwendete und Gottes Botschaften überbrachte. Eine neue Zeit war angebrochen. Und darum geht es jetzt im ganzen Rest des AT bis zur Zeit Jesu, das Leben unter dem alten Bund.

 

Gehen wir nochmal kurz zurück zu dem Partnerschaftsbund am Sinai. Wenn zwei Könige damals einen Partnerschaftsbund schlossen, haben beide ihren Teil der Vereinbarung aufgeschrieben. Sie bestimmten die gemeinsamen Regeln und verkündeten ihren Völker das Abkommen. Dann haben sie ein Gebäude oder Zelt gebaut, wo diese Bundesschrift in einer Box oder etwas Ähnlichem gelagert wurde. Auch alle anderen Bündnisse, die sie mit anderen Königen geschlossen hatten wurden dort hineingetan. Diese Box wurde dann vor ihren jeweiligen Gott gelegt, der sie bei einem Bundesbruch bestrafen würde. So war das damals üblich. Genau das Gleiche geschieht zwischen Gott und Israel. In 2 Mose haben wir auf der einen Seite Mose und Israel und auf der anderen Seite Gott selbst. Gott geht in eine Partnerschaft mit Israel. Er schwor bei sich selbst, den Bund zu halten, da niemand über ihm war. Israel schwor ebenfalls. Aber Gott ist nicht nur der Bundespartner von Israel, sondern gleichzeitig auch ihr Gott und damit auch ihr Bestrafer bei Bundesbruch. Er wollte aber nie Bestrafer sein, sondern eine persönliche Freundschafts- und Liebesbeziehung mit dem Volk aufbauen.

Als Bundespartner gehört es auch zu den Aufgaben, den anderen zu beschützen und im Kriegsfall ihm mit aller Kraft beizustehen. Das ist der Grund, warum die Kanaaniter und Philister sterben mussten. Das war aber nicht Gottes Herz, da er ja auch diese Menschen liebte. Doch es war die einzige Ebene von Beziehung die Israel (bis auf Mose selbst), zuließ. Israel kam in Schwierigkeiten mit seinen Feinden und Gott musste als Bundespartner helfen.

 

Doch wieder zurück: Mose nahm jetzt vom Sinai beide Kopien des Bundes mit runter. Die allgemeine Auffassung ist, dass Gott die 10 Gebote auf den beiden Tafeln gesplittet hat (5 auf der einen und 5 auf der anderen). Doch 2 Mo.32,15 sagt, dass die beiden Tafeln auf beiden Seiten beschrieben waren. Das lässt den Schluss zu, dass Gebot 1-5 vorne und 6-10 auf der Rückseite standen. Somit würde auf beiden Tafeln das Gleiche gestanden haben, und das würde dem normalen Bundesverhalten entsprochen haben. Eine Tafel für Gott und eine für das Volk. 2.Mose 32,15-16 - Mose wandte sich und stieg vom Berge und hatte die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand; die waren beschrieben auf beiden Seiten. Und Gott hatte sie selbst gemacht und selber die Schrift eingegraben.

Diese beide Tafeln wurden von Mose aus Zorn über das Volk, dass sich ein goldenes Kalb gemacht hatte zerbrochen. Bis dahin gab es ja nur die 10 Wort, das Opfersystem war noch nicht etabliert. Und so starben an diesem Tag 3000 Menschen und am folgenden Tag starben noch mehr. Der Lohn der Sünde ist der Tod! Das ist die Folge, wenn es kein Opfer für Sünden gibt. Der Stamm Levi, der die Hinrichtung dieser 3000 Menschen freiwillig vollzog, wurde von Gott später als Priesterstamm erwählt, der dann auch den Opferdienst verrichten sollte.

Gott hat dann die zwei Gesetzestafeln nochmal geschrieben und diese wurden dann später in die Bundeslade gelegt, zur Aufbewahrung im Zelt der Stiftshütte vor Gott, der jetzt entsprechend auf die Einhaltung des Bundes achtete. Und jetzt wurde auch das Opfersystem eingeführt.

Ca. 1600 Jahre vergehen so unter dem Alten Bund, bis Jesus erscheint. Ein Leben unter dem Vorhang des Gesetzes, der das wahre Herz Gottes versteckte. Dem Vorhang, der das Allerheiligste vor den Blicken der Menschen verbarg. In Jesus wurde dieser Vorhang weggenommen und ein neuer Bund aufgerichtet.

 

 

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