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Wem gilt das Gesetz und wem die Gnade?

Für mich war es erstaunlich zu sehen, dass das Gesetz des Alten Bundes eigentlich in der Form gar nicht Gottes Absicht war. Ebenfalls war es erstaunlich zu entdecken, dass für ganz Israel die Einladung bestand, auf den Berg in die Gegenwart Gottes zu kommen, um in einer persönlichen Beziehung zu Ihm zu leben. Irgendwie ist mir das früher anders erzählt worden. So habe ich zumindest den Eindruck. Wie bedauerlich, dass Israel diese Einladung ausschlug und Gott damit einen anderen Weg eingeschlagen hat.

Ich glaube, die Tatsache, dass sie das verweigerten und sagten: „Gott soll nicht mehr mit uns sprechen“, dass sie nicht auf den Berg kamen, als Gott sie in seine persönliche Nähe rief, um mit Ihm Gemeinschaft zu haben, wie mit Mose, dass das die größte Sünde Israels war, größer, als jeder spätere Gesetzesbruch. Sünde bedeutet ja „Verfehlung des Ziels“. Und dieses ursprüngliche, wunderbare Ziel haben sie dadurch eindeutig verfehlt. Jesus bringt es im NT in einem anderen Bild zum Ausdruck. - Mt 23,37 - Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! - Die Henne und ihre Küken, das Bild der Nähe, der Gemeinschaft, des Schutzes und der Geborgenheit. Am Sinai kam dieser Ruf zum ersten Mal an das Volk. Alles, was danach kam, auch innerhalb des Gesetzes, (die Opfer, die Stiftshütte, der levitische Priesterdienst...), hat symbolisch dann auf Jesus hingewiesen. Er war der zweite Ruf Gottes.

 

Wenn wir im NT vom Alten Bund lesen ist immer dieser Bund am Sinai gemeint! Jetzt müssen wir aber eines ganz deutlich erkennen. Dieser Bund am Sinai hat Gott mit dem Volk Israel geschlossen nicht mit irgendeinem anderen Volk, nicht mit den Nationen, nicht mit der Menschheit im allgemeinen und nicht mit uns Christen. Trotzdem sind die allermeisten Christen aber der Meinung, dass dieser Bund mit all seinen Gesetzen ihnen und allen Menschen gilt. Woran mag das liegen?

Ich glaube, ein Grund ist, dass das Alte Testament, wo die Geschichte Israels eine, wenn nicht DIE tragende Rolle spielt, Teil unserer Bibel ist. Da die Bibel Gottes Wort an uns Menschen ist, muss ja demzufolge alles, was darin steht auch für jeden gelten. Doch das ist ein Irrtum. Es ist wichtig die Dinge zu wissen, um auch Gottes Wirken in der Geschichte zu verstehen. Es ist wichtig diese Dinge zu wissen, um auch die Inhalte des Neuen Testamentes zu verstehen. Und es ist auch segensreich, sich all die Geschichten und Inhalte vor Augen zu führen. Aber wir müssen sie richtig einordnen. Wenn es um das Gesetz geht, ist das eine Sache zwischen Gott und Israel. Da Jesus Jude war und in Israel geboren wurde, spricht er natürlich auch viel von dem Gesetz, weil er zu Juden sprach. Auch Paulus spricht viel von dem Gesetz, wenn er zu jüdischen Gläubigen spricht, macht aber gleichzeitig deutlich, dass Jesus die gläubigen Juden von dem Fluch des Gesetzes befreit hat und der gläubige Heide mit dem Gesetz gar nichts zu tun hat. Das ist für die meisten von uns vielleicht eine recht ungewöhnliche Aussage und Vorstellung, aber das ist die Wahrheit. Wir müssen diese Dinge richtig einordnen. Wenn wir das Alte Testament (die Bibel der Juden) und das Neue Testament lesen, werden wir noch mehr Segen daraus ziehen, weil wir entdecken, wie die Gnade Gottes alles überschattet hat und in Jesus Christus für alle Menschen greifbar wurde.

Wenn wir also weiter über den mosaischen Bund reden, reden wir schwerpunktmäßig über die Geschichte Gottes mit Israel und nicht mit uns. Das Gesetz für Israel ist durch Mose gekommen. Die Gnade Gottes aber, die jetzt allen Menschen gilt, ist durch Jesus Christus geworden.

 

Aber lasst uns noch etwas über diesen Alten Bund reden. Als Israel dann das Gesetz durch Mose empfing, stellen wir fest, dass das Volk den Bund schon brach, in dem Moment, wo Gott das erste Gebot aufschrieb. Zeitgleich machte Israel sich im Tal einen Götzen aus Gold, das goldene Kalb, betete es an und sagte: „Dass ist der Gott, der uns aus Ägypten geführt hat.“ Das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben…“ war somit übertreten, bevor das Gesetz fertig war.

Der Mensch war in seiner Schwäche nicht in der Lage, dem Gesetz Gottes zu entsprechen. Diese Niederlage der menschlichen Natur wurde an dieser Stelle schon sichtbar.

Israel hat im Laufe der Zeit diesen mosaischen Bund vom Sinai oft gebrochen und oft wollte Gott das Volk dann töten. Er wollte, so ähnlich wie bei Noah, nur mit Mose neu anfangen, aber er hat es nicht getan.Auch hier kommt die Gnade und Liebe Gottes immer wieder durch. Doch das Gesetz arbeitete mit Strafe für Übertretung. Deswegen gab es an verschiedenen Stellen auch harte Konsequenzen für das Volk und Gott führte dann auch einen stellvertretenden Opferdienst ein. Aber erinnern wir uns: Das war nicht der ursprüngliche Plan.

Auch wenn Gott jetzt nach dem mosaischen Gesetz mit dem Volk umgehen musste (und das tat er), hat er dennoch stets den Bund mit Abraham vor Augen gehabt. Röm 3,3 - Daß aber einige nicht treu waren, was liegt daran? Sollte ihre Untreue Gottes Treue aufheben? Mose trat für das Volk ein und Gott lies es leben.

 

Als Jesus Mensch wurde, kam er um den Juden und auch uns neu den ursprünglichen Plan zu zeigen und uns das Herz des Vaters zu offenbaren. Die Liebe Gottes wurde in ihm sichtbar. Das Wort wurde Fleisch und die Gnade ist geworden. Als Jesus am Kreuz für uns Menschen starb, uns erlöste und alle unsere Schuld auf sich nahm, befreite er die Juden vom Fluch des Gesetzes und öffnete aus Gnade durch den Glauben an ihn und sein Opfer den Weg zu Gott dem Vater für alle Menschen. Sein Kommen und sein Opfer waren eine erneute Einladung Gottes, in einer persönlichen Beziehung zu ihm zu leben. Diesmal aber galt diese Einladung nicht nur Israel, sondern der ganzen Menschheit. Eine Einladung zu ihm zu kommen, Vergebung zu erlangen und mit Ihm zusammen zu sein.Und das alles nicht auf der Grundlage der eigenen Leistung durch das Halten von Gesetzen und Regeln, sondern auf der Grundlage des vollbrachten Werkes der Erlösung durch Jesus am Kreuz auf Golgatha. Erlösung aus Gnade durch Glauben! Jesus lebte und starb für uns, unsere Sünden und unsere Gesetzlosigkeit.

 

In der Geschichte der Gesetzgebung am Berg Sinai war die Sünde wie diese gezogene Linie um den Berg, die nicht eigenständig durchbrochen werden konnte. Keiner durfte auf den Berg, bis die Einladung Gottes erging, sonst würde er sterben. Als Jesus starb, fiel diese Grenze und seine letzten Worte an uns Menschen in der Offenbarung sind folgende: Offb 22,16-17 - Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch diese Dinge zu bezeugen in den Versammlungen. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern. Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst. Das ist auch Gottes Einladung an dich, heute. Schlage sie nicht aus. Komm, der Weg zu Gott ist frei, die Barriere abgerissen. Gnade öffnet den Weg für jeden. Die Verweigerung des Kommens, führt in der Regel in ein Lebensdesaster hinein; das haben wir beim Volk Israel gesehen. Gott ruft dich in seiner Gnade zum Leben: Joh 5,24 - Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, <der> hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.

 

 

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